Mondulkiri und das nördlich davon gelegene Rattanakiri sind so eine Art Trekking-Paradies in Kambodscha: Riesige Gebiete unberührten Regenwaldes erstrecken sich über eine pittoreske Hügellandschaft, die weiter im Norden in das Dongrek-Gebirge übergeht. Mondulkiri ist die größte, aber am schwächsten besiedelte Provinz des Landes und die Einwohner gehören zu 80% verschiedenen Minderheiten an. Bei dem größten dieser Bergvölker, den Phnong, waren wir zwei Nächte lang zu Gast.
Das Dorf bildete den Ausgangspunkt für unseren abenteuerlichen Dschungel-Trip:
Brem, Lukas, Merle und Louis auf der Dorfstraße |
Ein traditionelles Haus der Phnong: Unsere Unterkunft für die erste und letzte Nacht des Ausflugs |
Und so sah es von innen aus |
Im Dorf gibt es haufenweise freilaufende Schweine, Hühner, Hunde und Rinder. Eines der Schweine übernachtete sogar bei uns in der Hütte und gab nachts immer mal ein leises Grunzen von sich... |
Erntetanz und Hühnerblut
Die Phnong sprechen eine eigene Sprache (die aber mit Khmer verwandt ist) und konnten bislang viele ihrer Traditionen bewahren. Typisch sind beispielsweise verschiedene Tänze, die das Aussähen und Ernten von Reis symbolisieren und an denen wir am Abend bei einem kleinen Dorffest teilnehmen konnten. Dabei tanzen Männer und Frauen im Kreis, während einige Zuschauer verschiedene Gongs (die sehr an überdimensionierte Woks erinnern) in einem charakteristischen, monotonen Takt schlagen. Im Gegensatz zu den Khmer sind die Phnong keine Buddhisten, sondern haben eine animistische Religion und glauben, dass alles in der Natur beseelt ist. Um diese Geister günstig zu stimmen, beten sie oft gemeinsam und bringen Opfer dar, manchmal auch Tieropfer. Welches Tier geopfert wird, hängt davon ab, wie groß der Gefallen ist, den man erbittet: Handelt es sich eher um eine Kleinigkeit, reicht ein Huhn, aber wenn es um eine komplizierte oder sehr wichtige Sache geht, nimmt man besser ein Schwein oder Rind, erzählte mir einer der Dorfbewohner. An unserem ersten Abend im Dorf wurde auch ein traditionelles, alkoholhaltiges Getränk gebraut, von dem wir alle durch einen langen Strohhalm kosten konnten. Später, nach einem gemeinsamen Gebet, wurde noch Hühnerblut hinzugegeben...
Wer mehr Bilder von den Phnong sehen möchte findet hier eine sehr schöne Fotogallerie:
Phnong hill tribe in Mondulkiri
Dorfbewohner bei einem gemeinsamen Gebet |
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Weg in den Dschungel. Anfangs überquerten wir zunächst die hochgelegenen Weideflächen der umliegenden Dörfer, von denen man fantastische Ausblicke auf die bewaldeten Berge ringsum hatte, doch schon bald erreichten wir den Urwald. Auf schmalen, schlammigen Pfaden kletterten wir durch das undurchdringliche Grün um uns herum und lauschten den seltsamen Geräuschen des Waldes. Besonders beeindruckend fand ich ein winzig kleines Insekt, das keiner von uns zu Gesicht bekam, das aber schallend laute Töne wie eine Sirene von sich gab. Sehr spannend waren auch zwei Flussüberquerungen, bei denen man vorsichtig über glitschige Baumstämme balancieren musste. Zuerst sieht das gar nicht so schlimm aus, weil der Baumstamm recht dick ist...bis man feststellt, dass er so uneben ist, dass der große Durchmesser auch nichts nützt und dass man trotz des guten Profils an den Wanderschuhen absolut keinen Halt hat. Unseren kambodschanischen Guide, einen Bewohner des Bergdorfs, ließ das natürlich vollkommen kalt. Der spazierte da ganz selbstverständlich in Flipflops drüber und hatte sichtlichen Spaß an unseren zaghaften, unsicheren Gehversuchen auf der Urwaldbrücke...
Irgendwann während der Wanderung wurden dann auch zwei Rollen Paketklebeband herumgereicht, mit dem wir unsere Knöchel umwickelten, nachdem wir die Hosen in die Schuhe gesteckt hatten. Das war als Schutz vor Blutegeln gedacht, die auf dem feuchten Regenwaldboden einen idealen Lebensraum haben und dort nur darauf warten, dass irgendein Lebewesen vorbeikommt, an dem sie sich festsaugen können. Unsere Technik war jedoch noch nicht sonderlich ausgefeilt, sodass viele von uns wenig später ihre erste Blutegel-Erfahrung machen konnten. Ich blieb zunächst verschont, hatte aber dafür später gleich vier auf einmal an meinen Füßen. Man merkt gar nicht, wenn sie sich an einem festsaugen und sie gehen nicht so leicht wieder ab. Das ist schon ziemlich widerlich aber nicht so schlimm wie es vielleicht klingt...der Gewöhnungseffekt setzt ziemlich schnell ein.
Nach einem ordentlichen Regenguss, der die Wege noch etwas schlammiger und rutschiger machte, erreichten wir dann gegen Mittag einen natürlichen Felsüberhang und einen Wasserfall, wo wir erst einmal rasten konnten.
Nach dem Mittagessen ging es weiter durch den Dschungel uns schon bald erreichten wir unser Nachtlager am Fluss. Durch den Regenguss einige Stunden zuvor war der Boden schlammig und aufgeweicht aber da wir sowieso alle schon ziemlich dreckig waren, störte das auch niemanden mehr. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, beim Wasserfall zu baden und von einer großen, glitschigen Wurzel zu springen, die aus dem Fluss ragte, und abends lauschten wir beim Schein einer "Kerze" aus Baumharz (und dem ein oder anderen Glas undefinierbaren kambodschanischen Alkohols) den Geschichten unseren Guides.
Übernachten in Hängematten - wenn sich einer bewegt, schaukeln alle |
Eine kurze Pause, damit sich alle von ihren Blutegeln befreien können |
Rastplatz mit Elefanten-Fußabdrücken |
Als alle wieder im Dorf angekommen waren, ging es abends noch zu einem phänomenalen Aussichtspunkt, der nicht umsonst "Tree Ocean" genannt wird. Nachdem wir während der Fahrt nach Mondulkiri immer wieder gerodete Flächen und verbrannte Baumstümpfe gesehen hatten, war es ein sehr schönes Gefühl, doch noch eine so große Fläche größtenteils intakter Wälder zu erblicken...
Am nächsten Tag besuchten wir noch eine Kaffeeplantage und dann ging es leider schon wieder zurück nach Phnom Penh. Schade, denn an das entschleunigte Dorfleben könnte ich mich durchaus gewöhnen...deshalb freue ich mich jetzt auch umso mehr auf das zweite halbe Jahr in Kambodscha, das ich größtenteils in der Provinz verbringen werden!
Dem Kalb scheint die Kleidung der Dorfbewohner zu schmecken - nur die Besitzerin war nicht so begeistert |
Auf der Kaffeeplantage |
Noch nicht ganz reife Kaffeebohnen |
Wahnsinn, Maria. Faszinierende Bilder und faszinierende Eindrücke, die du beschreibst.
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