Mittwoch, 30. Oktober 2013

Training in Kampong Chhnang II

Letzte Woche verschlug es mich und einige meiner Kollegen wieder nach Kampong Chhnang, wo wir für die Projektmitarbeiter vor Ort nun den Workshop halten sollten, an dem wir im September teilgenommen hatten (siehe Blogeintrag).

Diesmal wohnten wir allerdings nicht im Hotel sondern in der Unterkunft der dortigen Kollegen, wovon Srey nicht allzu begeistert war, ich aber dafür umso mehr. Aus mitteleuropäischer Sicht lassen sich die Verhältnisse dort schon als recht einfach bezeichnen: Strom gab es nur, wenn der Generator angeschaltet wurde und bis maximal 21 Uhr, fließendes Wasser gab es nur abends (dank einer großen Tonne im Bad konnte man morgens aber trotzdem "duschen") und unsere wackligen Betten quietschten bei jeder Bewegung und drohten zusammenzubrechen. Ich bin mir nicht sicher, wie sich das von Deutschland aus anhört, aber nichts davon ist wirklich ein Problem. Man braucht nicht 24 Stunden am Tag Strom und Wasser und die Matratzen hätte man notfalls auch auf den Boden legen können.

Verglichen mit den Lebensverhältnissen der Bauern in dem Bezirk, dem ärmsten in Kampong Chhnang, war das sowie der reinste Luxus. Mittwochabend hatte ich die Gelegenheit, ein paar der Projektmitarbeiter zu begleiten, als sie einige Familien in der Umgebung besuchten, um deren Hühner gegen Cholera zu impfen. Keine der Familien verfügte über fließendes Wasser, ein wenig Licht gab es abends nur dank einer wiederaufladbaren Batterie. Besonders einprägsam war der Besuch bei einem älteren Ehepaar, dessen winzige Holzhütte nach einer Seite hin offen war und neben einigen Decken und einem Moskitonetz nur ein paar Kochutensilien enthielt. Davon abgesehen verfügten die beiden offenbar über keinerlei persönliche Gegenstände. Umso beeindruckender war dadurch ihre Gastfreundlichkeit, denn sie begannen sofort, Maniokwurzeln für uns zu grillen und boten uns einen Platz an ihrem Lagerfeuer an. 

Außerdem konnte ich erstmals einige der Anbautechniken sehen, von denen ich bisher nur in den Handbüchern von LWD gelesen hatte, beispielsweise das wassersparende Ziehen verschiedener Pflanzen in Plastiksäcken und den Anbau von Kräutern in einem einfachen, regalartigen Holzgestell, um die geringe Fläche bestmöglich auszunutzen. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie es die Bauern trotz der sandigen, trockenen Erde, die kaum für Ackerbau geeignet ist, dennoch schaffen so viele verschiedene Nutzpflanzen auf einem winzigen Stückchen Land anzupflanzen.


Projektleiter Sarunn beim Impfen der Hühner

Das Training selbst verlief insgesamt gut, auch wenn die Aufmerksamkeit der Teilnehmer aufgrund der bereits beschriebenen Probleme von LWD teilweise zu wünschen übrig ließ. Am Mittwochnachmittag kam das Management im Projekt vorbei, erklärte den Mitarbeitern die Situation und beantwortete geduldig alle Fragen. Dannach waren die meisten etwas konzentrierter bei der Sache, weil ihnen während des Meetings noch einmal klargemacht wurde, wie wichtig die Bereitschaft ist, Neues zu lernen und Veränderungen gegenüber offen zu sein.

Einen Teil des Workshops gab ich auf Englisch, da meine beiden Chefs der Ansicht sind, dass die Mitarbeiter ihr Englisch dringend verbessern müssen und das für sie eine gute Gelegenheit zum üben ist. Ich persönlich fand das eigentlich weniger sinnvoll, weil einige der Teilnehmer überhaupt kein Englisch sprechen und Srey daher sowieso alles übersetzen musste, aber ok. Es hat dann doch irgendwie ganz gut geklappt, auch wenn wir keine der Gruppen dazu überreden konnten, ihre Präsentation am Ende des Kurses auf Englisch zu halten. Ansonsten konnte ich viel bei der Vorbereitung der Flipcharts und Materialien helfen und nachdem jemand herausgefunden hatte, dass meine Khmer-Handschrift so ordentlich ist (wahrscheinlich wie von einem Grundschüler, der sich große Mühe gibt, alle Buchstaben richtig zu malen), durfte ich von da an sämtliche Flashcards auf Khmer schreiben, meistens ohne die geringste Ahnung zu haben, was ich da eigentlich aufschreibe...


Besonders schön fand ich die Abende mit den Kollegen. Nach dem Essen blieben einige von uns oft noch zusammen in der Küche sitzen und wir unterhielten uns und lachten in einem Kauderwelch aus Khmer, Englisch und ein wenig Deutsch, weil meine Kollegin Sovannery eine Zeit lang in Deutschland studiert hatte und ihre Sprachkenntnisse etwas auffrischen wollte. Die Projektbelegschaft ist wie eine große, herzliche, leicht verrückte Familie: Die Kollegen treiben die ganze Zeit ihre Späße miteinander, necken sich, scheuchen sich in den Pausen gegenseitig über den Hof und lachen und quieken dabei wie eine Horde ausgelassener Kinder. Vielleicht nicht gerade typisch kambodschanisch, aber auf jeden Fall sehr cool!

1 Kommentar:

  1. Ein weiteres Mal habe ich wie gebannt die Berichte der letzten Zeit gelesen und bin begeistert von dem was du erlebst. Einiges ist ähnlich wie hier, vieles sehr anders...
    Alles alles Gute weiterhin!

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